lederfreie Textilbekleidung für Motorradfahrer

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür auf Kleidung zu verzichten, die Tierbestandteile enthält. Während es bei der Alltagskleidung in der Regel unproblematisch ist, weil die Auswahl sehr groß ist, sieht es für Motorradfahrer etwas schlechter aus.

Glücklicherweise hat sich in den letzten Jahren viel getan bei den Materialien, die für Motorradkleidung genutzt werden können.
Textiljacken, Hose oder Kombis gibt es schon sehr lange. Schwierig wird es indes bei Stiefeln und ganz besonders Handschuhen. Dennoch sollte man genauer hinschauen.

Helme

Die meisten Helme sind lederfrei bzw vegan. Sie bestehen in der Regel aus eine Kunsstoffschale und Schaumstoffinlays. Die Riemen bzw genauer, der Riemenschutz wird entweder aus Textil oder Kunstleder gefertigt. Ausnahmen bilden hier natürlich Helme die einen Volllederüberzug haben, aber dies ist dann ja offensichtlich.

Schwierig wird es bei den Farben, da es oft unklar ist, wie diese gewonnen oder getestet wurden. Da können oder wollen die Hersteller keine Auskunft geben.

Jacken und Hosen

Wie eingangs schon erwähnt, gibt es schon sehr lange eine große Auswahl an Textilkleidung von vielen Herstellern wie Rukka, Icon, Alpinestars, die mittlerweile bei der Sicherheit der althergebrachten Lederkutte in nichts nachsteht.

Schlagworte wie Cordura, Aramid oder Armacor weißen auf spezielle, hochabriebfeste Kunststoffe hin, die mindestens an den stark gefährdeten Stellen wie Ellenbogen, Schulter, Hüfte, Gesäß und so weiter verarbeitet sind.

Stiefel

Hier wird es schon etwas schwieriger, da überwiegend für den Straßen- und Touringbereich auf Leder gesetzt wird. Dennoch gibt es Alternativen, beispielsweise von Sidi oder Alpinestars.

Ich selbst fahre schon länger den Alpinestars Ridge Stiefel[1], der nahezu baugleich mit dem New Land ist und ihm in nichts nachsteht. Er ist ebenfalls wasserdicht und für mich ein gut geeigneter Tourenstiefel, in dem auch ein Stadtrundgang bequem gemacht werden kann.

Für den Endurobereich ist die Auswahl deutlich größer an Stiefeln, die beispielsweise aus Lorica oder anderen speziellen Microfasern sind. Oft zusätzlich mit Kunststoffschalten verstärkt müssen sie mehr Aushalten und bieten in der Regel oft höheren Schutz, eignen sich aber leider nicht für Spaziergänge.

Handschuhe

Handschuhe sind ein sehr schwieriges Thema, speziell bei uns Deutschland. Selbst als Textilhandschuhe bezeichnete Touring-Handschuhe haben oft eine Lederhandfläche, dabei gibt es auch hier gute Alternativen. Ausnahmen bilden hier die Handschuhe aus dem MX-Bereich, die oft nur reine Textilhandschuhe mit Kunsstoffeinlagen sind und zumindest auf Kurzstrecken tauglich sind.

Anfang letzten Jahres fand ich den Alpinestars Scheme Kevlar[2] als Sommerhandschuh. Einerseits luftig, bietet er guten Halt und ausreichend Schutz, so dass ich ihn auch auf Langstrecke gerne nutze.

Auch hier bieten einige andere Hersteller wie Sidi, Rukka oder Olympia, in Deutschland eher unbekannt, weitere Alternativen, die aber in der Regel leider nicht im stationären Handel zu finden sind und man nur (online) bestellen kann. Im schlimmsten Fall muss aus dem Ausland importiert werden. Da wird es mit der Passform schon sehr schwierig.

Einen für mich geeigneten Regen- bzw Allwetter-Handschuh habe ich noch nicht gefunden, habe aber bereits den Rukka Virium[3] ins Auge gefasst

Fazit

Es bleibt speziell bei Handschuhen weiterhin schwierig. Ich denke, hier hilft einfach Hartnäckigkeit bei der Nachfrage im Laden. Es ist ja schon längst kein Randphänomen, dass man auch als Motorradfahrer auf die Herkunft und Verarbeitung seiner Kleidung achtet.

Jetzt wird man einwenden wollen, dass ja Textil nicht so haltbar wäre und nach einem Sturz kaputt ist. Ja, das mag sein. Aber für mich entscheidend ist, dass es mich geschützt hat und nicht, ob ich es nochmal verwenden kann.
Obendrein hätte es weitestgehend nicht nur mein Leben sondern auch das der Kuh oder dem Känguru gerettet.

Dazu passend:

  1. [1] Alpinestars Ridge Stiefel : Amazon.de
  2. [2] Alpinestars Scheme Kevlar Handschuhe : Amazon.de
  3. [3] Rukka Virium : Amazon

6 Kommentare zu “lederfreie Textilbekleidung für Motorradfahrer

  1. Danke für deinen Beitrag inklusive der Beispiele wie es gehen kann.

    Weil in Foren immer wieder gewitzelt wurde das eine verbindliche »EU Norm für vegane Bekleidung« eingeführt werden soll (natürlich zum 01.04. eines Jahres) hatte ich mal interessehalber versucht Alternativen bei Handschuhen und Stiefeln zu finden – gar nicht so einfach.

    Handschuhe hatte ich mal von Büse bei denen die »Sturzfläche« mit Kevlar besetzt war. Blick auf’s Etikett -> irgendwo war auch Leder verbaut. Kurze Suche mit Google: Das »Technalin« auf dem Etikett entpuppte sich als Rindsleder.

    Bei Stiefeln bleibt die MX-Auswahl oder aber man greift zu Kunstleder-Stiefeln (gibt’s ja zahlreich).

    Aber: Der Alpinestars Ridge hat doch als Obermaterial auch Leder? Oder gibt es von ihm mehrere Varianten?

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  2. @X_FISH: also das Etikett in meinen Stiefel sagt Kunststoff für Obermaterial und Sohle und auch auf https://www.alpinestars.com/ridge-wtp-boot steht nichts von Leder, sonst hätte ich sie nicht gekauft.Optisch und haptisch ist auch fast kein Unterschied zu den New Land zu merken. Und nach einigen Touren sehen sich beide auch schon sehr ähnlich, was die Gebrauchsspuren anbelangt.
    Scheinbar gab es wirklich noch einen anderen Ridge, der optisch aber mit einem roten Schriftzug und einer anderen Lasche daherkam.

    Schade finde ich eigentlich, dass zumindest bei den großen 3 Händlern in Deutschland das Thema offenbar so gar nicht bekannt ist, wenn einem auf Nachfrage gesagt wird, dass es sowas nicht gibt.
    Mit ein wenig Glück kann man auf den Messen mal die gewünschten Produkte anprobieren.

    Kunstlederstiefel für Motorradfahrer kenne ich sonst keine, hast Du da Beispiele?

    AntwortenAntworten
  3. Ich habe jetzt noch mal Google gequält: In einem Test von 2008 steht beim Ridge das das Obermaterial aus Leder sei. Gleiches in einem Testvideo von 2010 – zum gleichen Stiefel finde ich dann was von wegen »Microfiber« (welches eine Umschreibung für Kunstleder ist – »synthetic leather«).

    Beim Ridge III steht dabei das er “nicht textile Teile tierischen Ursprungs” enthält (bei Polo im Sortiment). Alles konfus. 🙁

    In dem Test hier werden einige Modelle (Racingstiefel) mit Kunstleder als Obermaterial genannt: https://www.motorradonline.de/stiefel/sport-motorradstiefel-bis-250-euro-im-test.544668.html#mrd-564102?block=1

    Ob die dann allerdings auch bei allen anderen Bestandteilen (Innensohle, etc.) komplett synthetisch oder zumindest Textil sind müsste man im Einzelfall noch mal anschauen.

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  4. @X_FISH: ja, schwierig wenn Hersteller ständig wesentliche Dinge ändern. Die Variante steht in meinem Stiefel nicht drin, nur eine Artikelnummer oder so.

    Danke für den Link, Racingstiefel bzw Stiefel mit langem Schaft fand ich zum lange Touren eher ungeeignet.
    Habe ja auch noch ein paar Axo MX Stiefel, die ich hin und wieder bei einer Mo-Caching Tour trage. Da laufen wir nicht ganz so viel, bzw es muss nicht immer jeder mitgehen. Da gehts für den Tag mit den kniehohen Stiefeln, aber 14 Tage nur mit den Dingern würde ich nicht aushalten.

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  5. Bei den Tourenstiefeln gibt es beispielsweise den Dainese Freeland Gore-Tex oder den Sidi Tour Gore-Tex. Die sollen auch komplett frei von Produkten tierischen Ursprungs sein.

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  6. Vielen, vielen Dank für diesen Blogeintrag! Es ist einfach so erleichternd zu wissen, dass es Motoradbekleidung auch ohne tierische Produkte gibt! Und va WO.

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